Quantcast
Channel: Fremdbetreuung – Agens e.V.
Viewing all articles
Browse latest Browse all 7

Hausarrest: Neustart für das Familienleben?

$
0
0

Eckhard Kuhla

Kitas und Schulen geschlossen…….die Kinder bleiben zu Hause. Alles auf Anfang: Früher war:  Vater und Mutter  berufstätig mit  Kind in  Fremdbetreuung und heute ist: Hausarrest, das heißt Familie mit Kind(ern) und zwar die nächsten Wochen, 24 Stunden, jeden Tag.  Das Drehbuch für das Unternehmen „Familie“ muss fast täglich neu gestaltet, die Rollen neu verteilt werden. Gewohnte Abläufe im Familienleben werden zwangsläufig ersetzt durch intuitives Verhalten, gegenseitige Rücksichtnahme ergibt sich fast von selbst. Eine Situation mit Fremdbetreuung konnten Familien früher in den Schulferien so halbwegs hinbekommen. Denn: Ferien hatten immer ein planbares Ende – genauso wie ein Kitastreik. Die derzeitigen „Ferien“ haben jedoch noch  kein planbares Ende. Ein Virus ist der Taktgeber.
Die negativen Folgen des Hausarrestes für das Individuum und die Gesellschaft sind noch nicht absehbar. Die derzeitigen lamoryanten Betrachtungen in den Qualitätsmedien sehen die aktuellen Probleme in der Arbeitsteilung zwischen Home Office und Care Arbeit. Im Hausarrest heißt „Familie“ zu leben mit Vater, Mutter, Kindern  in großer Intensität und obendrein räumlich eingeschränkt und dem fast verlorengegangenen  Gefühl für das Leben in einer Gemeinschaft, der Familie. Dies  entzieht sich noch der Vorstellungskraft vieler jungen Familien. So titeln denn auch zwei Redakteurinnen kürzlich im Wirtschaftsteil einer bundesweiten Tageszeitung ihren Artikel mit „Wohin mit den Kindern?“ Was für eine Frage! Es ist so, als wenn ich unerwartet ein Utensil beim Aufräumen finde und mich frage: Wohin damit? Die Redakteurinnen hatten allerdings Lösungen parat: die tröstliche Feststellung für die Kinder “systemrelevanter“ Eltern: „Notbetreuungen….bleiben noch überschaubar“ (so die Bundeselternsprecherin), oder: wachsende Nachfrage nach „Supernannys“, sowie die Möglichkeit von Lohnfortzahlungen und einem notwendigen Abbau von Überstunden. Das wären Problemlösungen noch aus Sicht der berufstätigen Frau mit der Alternative / Möglichkeit Fremdbetreuung für das Kind.

Für den Wegfall der Fremdbetreuung gibt es die Alternative häusliche Betreuung. Diese praktiziert jetzt nolens volens die Familie im Hausarrest: da sitzen Vater UND Mutter gemeinsam am Tisch. Sie müssen die Karten immer wieder neu mischen. Neue Abläufe zu den Themen Finanzen, Kindererziehung,  Haushalt usw. müssen besprochen und geregelt werden.  Dafür bieten sich sowohl althergebrachte Rollenverteilungen, als auch gender-indoktrinierte Lösungen an, getragen von der pragmatischen Einsicht in die Notwendigkeit und nicht von politisch korrektem Verhalten als Folge des Genderismus.

Der Genderismus, die Ideologie der Gleichheit von Mann und Frau, steht zur Disposition. Die Bruchlinien  in der Gesellschaft laufen zwischen einem zunehmenden ideologiefreien Bereich  und  der Politik ideologischer Gralshütern im  „Familien“-Ministerium.Pressemitteilungen des Ministeriums nerven immer noch mit den ewig gleichen  Genderthemen, wie  „Gewalt gegen Frauen“, oder die „Opferrolle“ der Frau. Von derzeit aktuellen Familienthemen immer noch keine Spur.  So bestätigt die Coronakrise: Die Genderideologie ist nicht nur ein Kind des  Wohlstandes und einer Phantasiewelt, sondern auch der Vorstellung, dass Wohlstand zumindest teilweise ohne Anstrengung sich erhalten ließe. Wenn der Wohlstand gefährdet wird, verlieren Genderthemen wie Frauenquote, Minderverdienst der Frauen oder die Geschlechtervielfalt  schnell an  Aufmerksamkeit. Das waren die  Genderthemen von gestern.
Heute gewinnen dagegen die Existenzfragen des Bürgers an Bedeutung, wie die häusliche Kinderbetreuung und/oder der mögliche Verdienstausfall eines Elternteils. Das erfordert  stabile und erprobte Lösungen. In Krisenzeiten ermöglicht das in aller Regel die klassische Familie, bestehend aus Vater, Mutter, Kind(ern). Als kleinste Einheit der Gesellschaft mobilisiert sie Zusammenhalt. Das beschreibt Frank Schirrmacher in seinem Buch „Minimal“ mit der Narrative vom Donnerpass:
Ein plötzlich eingeschneiter Siedler-Treck musste monatelang ums Überleben kämpfen, und während fast alle – weitgehend alleinstehende – Männer starben, überlebten die meisten Frauen, weil sie in ihre Familien eingebunden waren.

Seit Jahrzehnten haben viele Familienvereine und – verbände für den Stellenwert der klassischen Familie gekämpft. Das dazugehörige Feindbild „Gender“ ist nun über Nacht in den Hintergrund geraten. Das hätte man vor Monaten kaum für möglich gehalten. Es bleibt allerdings zu befürchten, dass es linksgrünen Gruppen wieder relativ schnell gelingt,  ihre weltanschauliche Definitionsmacht zum Thema „Familie“ wiederzugewinnen. Ein probates Mittel wird bereits massiv angewandt: die einseitige Thematisierung des „Horrors“ in den Familien mit Hausarrest, besonders hinsichtlich„häuslicher Gewalt“, mit Männern als  DIE Störer des Familienfriedens – entgegen wissenschaftlicher Erkenntnis. Auch die Erfahrung spricht da eine andere Sprache:  Hausarrest und Ungeduld der Kinder können Männer ebenso wie Frauen aus der Haut fahren lassen –  vergleichbar mit den Folgen eines „Lagerkollers“.
Letztendlich muss man sine ira et studio schlicht festhalten: Es sind kaum Studien bekannt, die das gesamtgesellschaftliche GroßexperimentMillionen Kleinfamilien im wochenlangen Hausarrest“ dokumentiert und ausgewertet haben. Dazu gehören auch die potentiellen psychosozialen Folgen eines längeren Hausarrests auf das Individuum und die Gesellschaft, beispielsweise die Kontaktsperre zwischen Großeltern und Kindern..
Allen diesen Störeinflüssen zum Trotz: Im Hausarrest wird eine  stabile Familie  – frei von externen Einflüssen – das Mütterliche und das Väterliche in ihr wieder entdecken und so Störeinflüssen gegenüber einen stärkeren Widerstand leisten können. Die Bezeichnung „Beziehungskiste“ gewinnt somit eine zusätzliche Bedeutung als Kraftpotential. In Verbindung mit einer stärkeren, gelebten Nähe ermöglicht  den Eltern eine intensivere Beziehung zum Vorbild und „Nachleben“ durch die Kinder. Hiermit schließt sich der Kreis zum Thema häusliche Gewalt. Die Triade Vater/Mutter/Kind verstärkt den Zufluchtsort „Familie“ für Konfliktlösungen.
Mit dem Hausarrest reduziert sich auch das tägliche Betreuungs- und Versorgungsmanagement in den jungen Familien. Die dadurch eingesparte Zeit ergibt mehr Zeit für die Familie, beispielsweise für das Wahrnehmen des Kindesglücks. Es blieb häufig in der alltäglichen Familie auf der Strecke, genauso  wie das Kinderlachen. Das Kinderlachen entfaltet seine Stärke wohl erst, wenn die Zeit dafür vorhanden ist. Zeit dafür, dass das Lachen des Kindes im Familienkreise alle zum Lachen  bringt.
In Zeiten der Corona  wächst das nun erneut zusammen, was zusammengehört: Vater, Mutter und Kind.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 7

Latest Images



Latest Images